Schaukel in den Schlaf

Vorwort: 

 

Der Text verdeutlicht wie Sorgen von emotionalen Wunden der Gegenwart und aus der Vergangenheit, manchmal zu Schlaflosigkeit/Schlafproblemen führen. Mir war es wichtig, die dabei empfundenen Gefühle im Text zu vermitteln. Während ich den Text geschrieben habe, musste ich mich mit dem Thema Schlafprobleme so intensiv beschäftigt, dass ich überraschenderweise selbst an einem Abend nicht schlafen konnte. Ohne dass ich es wollte, habe ich das Thema quasi selbst für eine Nacht ausprobiert. Der Moment hat glücklicherweise nur kurz angehalten. Es ist wichtig zu verstehen, dass es für davon betroffene Menschen nicht einfach ist, das Schlafproblem zu überwinden. Oft halten diese Zustände Monate oder sogar jahrelang an und sind sehr belastend. Mir hat es wieder bewusst gemacht, wie dankbar ich für meinen meistens guten Schlaf sein kann.

 Die verschlossene Tür:

 

Laut hallt das Ticken der Uhr in ihrem unruhigen, müden Körper nach, denn es plagt sie eine große Angst vor dem Schlaf. Der Zeiger schleicht, während die Zeit unaufhaltsam verstreicht. Intensiv ist der Wunsch, nicht schlafen zu gehen. Es plagt sie ein scheinbar unlösbares Problem. Ihre Augen sind vor Erschöpfung winzig klein und doch möchte sie nicht auf der Schaukel der Müdigkeit mit dem Schlaf vereint sein.

 

Wenn die Dunkelheit sich über die Welt legt, spürt sie, wie die Zuversicht in den sorgenvollen Gedanken vergeht. Verzweifelt, mit ihrer letzten Kraft, hält sie sich schon stundenlang im Licht der Lampe wach. Durch die Schlaflosigkeit spürt sie die Kälte der unendlich wirkenden Nacht. Oft hat sie schon an mögliche Lösungen gedacht. Die Schaukel des Schlafes macht ihr Angst, ein Kontrollverlust über die Bilder ihrer Vergangenheit plagt ihren Verstand. Erinnerungen aus vergangenen Zeiten bringen sie fast um den Verstand, schon so lange verharrt sie immer wieder in diesem belastenden Zustand. Sie löscht kein Licht, in der Hoffnung, ihre Augenlider schließen sich bei Helligkeit nicht. Unruhige Gedanken breiten sich in müden Bewegungen aus, Gedanken sehen vermeintliche Schlaflosigkeit schon Stunden vorher voraus. Ihre Blicke wandern regelmäßig zur an der Wand befestigten Uhr. Der immer weiter kreisende Zeiger erhöht ihre innere Unruhe. Das Ticken ist unerträglich laut, weil ihr Körper eigentlich dringend Ruhe und Schlaf braucht. Auch in Momenten, in denen ihr Körper vor Erschöpfung einschlafen will, erlaubt ein Teil von ihr es nicht, weil der Traumschlaf schmerzhafte vergangene Momente einfach nicht vergisst. Gedanken verhindern einen erholsamen Schlaf, weil ihr unruhiger Körper sich nur stundenlang zu drehen vermag. Schwerfällig erhebt ihr Körper sich, während ein Teil der Zuversicht dabei zerbricht. Ein einst starkes Gefühl von innerem Frieden zieht sie an, während ihre Ausgeglichenheit weiterhin nur gefangen in ihren Sorgen sein kann. Es keimt ein tiefer Wunsch, dass die Unbeschwertheit längst über die sorgenvollen Gedanken gewann, doch tiefe Verletzungen der Vergangenheit hindern sie daran. 

 

Kaum hörbar schleichen ihre Schritte am Fenster vorbei, die Sorgen und der Wunsch nach innerem Frieden rissen die einst tiefe Einigkeit ihrer Bedürfnisse entzwei. Sie verweigert eine Zeit lang jeden noch so flüchtigen Blick, aus Furcht, dass der Anblick zu schmerzhaft für sie ist. Nervöse Augen wandern immer wieder am Rand des Fensters entlang, während die Furcht immer wieder die Oberhand über ihre tiefen Wünsche gewann. Die Dunkelheit der Nacht ist schon vor vielen Stunden erwacht, der täglich bevorstehende Schlaf hat Stunden voller Kummer und Sorgen gebracht. Gedankenversunken erinnert sie sich daran, wie wundervoll der Anblick einer ruhigen Nacht eigentlich sein kann. In der Stille sah sie lange keine Gefahr, doch da waren all die Ängste noch nicht da. Sorglos und unbeschwert bewunderte sie einst die Schönheit der leicht schimmernden Laternen, doch dann musste sie die Beharrlichkeit schmerzhafter Erinnerung lernen. Die Sorglosigkeit ist nach inneren Verletzungen schon lange verschwunden, zurückblieben lediglich zahlreiche scheinbar unüberwindbare Wunden. Oft blickte sie hoffnungsvoll zu unzählbar vielen Sternen, nun kann sie trübe Gedanken bei Nacht ihr Eigen nennen. Im stillsten Moment spürt sie den größten emotionalen Schmerz, den sie manchmal nur schwer aushält. 

 

Die am Fenster vorbeihuschenden Blicke werden zaghaft länger, es braucht Zeit, bis sich die Mutlosigkeit wieder verändert. Weitere Minuten vergehen. Nach langem Zögern kann sie endlich aus dem Fenster in die dunkle, beängstigende Nacht hinaussehen. Sie blickt durch das Fenster in ihre inneren Wunden und bemerkt immer wieder diese besonders schmerzhafte Emotion sind noch nicht verschwunden. Die Gedanken haben ihre Neugier geweckt, denn die Sorglosigkeit hat sich auch in der Gegenwart versteckt. Verunsicherte Blicke richten sich starr auf die im warmen Laternenlicht schimmernde Fenstermitte. Im schwachen Licht schimmert die zaghaft vorhandene Zuversicht, die auf der Schaukel in den Schlaf aus Furcht immer wieder erlischt. Ein Zweig voller Blätter schwingt im leicht vorhandenen Lichtschimmer, während ein Teil der Blätter im Schatten der Nacht immer wieder verschwindet. Interessiert betrachtet sie ein Blatt, das im Tanz von Schatten und Licht inmitten der Nacht verschiedene Farben hat. Dieses Blatt ist einheitlich gefärbt, doch der Schatten und das Licht verändern scheinbar sein Angesicht. Man muss die Veränderung der Farbe je nach Lichtverhältnis begreifen. Trotz des veränderten Angesichts kann die Einheit des Blattes nicht zerreißen. Für eine Minute lang kann sie eine Erleuchtung ihres Verstandes sehen und die Bedeutung der Sichtweise auf Hindernisse endlich wieder verstehen. Veränderungen, die Wunden hinterlassen, können bei genauerem Betrachten eine neue Sicht auf die Lösung von Problemen erschaffen. Ein Gedanke breitet sich in ihr aus. Vielleicht führt ein veränderter Blickwinkel aus der Schlaflosigkeit endlich heraus. Doch der Schatten der Vergangenheit trübt immer mehr ihren Blick, bis der hoffnungsvolle Gedanke erneut verschwunden ist. In ihrem Körper kann sie die unaufhaltsam verstreichende Nacht verstehen, doch werden auch diese Momente in der Furcht vor dem Schlaf vergehen. Aus Angst hält sie weiterhin an ihren offenen Augen fest, bis sie irgendwann die Kraft verlässt.

 

Ein Zwang führt sie nach plagenden Stunden zum Bett, ihre Leichtigkeit hat sich längst wieder hinter der Furcht vor dem Schlaf versteckt. Eine leise Panik hat sie erfasst, als ihre Haut die Bedecke berührt hat. Sie kann die unzählbaren Hin- und herumwälzenden Bewegungen nicht mehr ertragen, sondern möchte endlich wieder ruhig und erholsam schlafen. Ach, könnte die Schaukel sie nur sanft und unbeschwert in den Schlaf tragen. Immer wieder beginnt sie die Gründe für die schlaflosen Momente zu hinterfragen.  In der Nacht plagen sie Bilder der Vergangenheit. Bei Tag denkt sie an Sehnsüchte, in der Hoffnung, die Zukunft hält sie bereit. Die Gegenwart ist im Blick zwischen Vergangenheit und Zukunft verschwunden. Das Bewusstsein ist mit dem Schmerz der Vergangenheit und der Hoffnung für die Zukunft fest verbunden. Aus Bitten wird Drängen, aus Verzweiflung wird Angst vor dem Schlaf. Es ist ein regelmäßiger Zustand, in dem Erholung und Ruhe keinen Platz mehr haben. Friedlich schaut der vor Erschöpfung ruhende Körper des Schlafes aus, das Licht machte sie trotz der zufallenden Augenlider weiterhin nicht aus. Die Dunkelheit und der Schlaf machen ihr so viel Angst, sie lässt das Licht auch beim Schlafen weiterhin an. 

Logo

© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.