Das wirklich wertvolle

Vorwort: 

 

Schenkt Menschen die euch wichtig sind wahre Nähe, anstatt in lieblosen Kleinigkeiten eine schnelle Lösung zu suchen.

 Das wirklich wertvolle:

 

Freudig geht sie zur Tür, da sie immer noch Hoffnung in sich spürt. Ihre Blicke sind in Richtung des raschelnden Schlüssels gerichtet, während er mit einem abgewendeten Kopf kurz von seinem Tag berichtet. Sein Körper ist durch die Tür gegangen, dennoch ist sein Verstand in der Arbeit des Alltags weiterhin gefangen. Sie spürt, wie tiefe Einsamkeit in Form seiner Belanglosigkeit nach Hause kommt, während das letzte Wort von ihm komplett verstummt. Sie ist umgebe von ihm und doch könnte sie nicht einsamer sein. Mit Kälte und emotional fehlender Einfühlsamkeit kann keine Verbindung wachsen und gedeihen.

Liebevolle Worte klingen erneut über ihre Lippen, während ihre Augen ihn mit tiefer Enttäuschung anblicken. Nur für ein paar Sekunden schwingen seine Augen zu ihr, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder im Handy verliert. Die Freude in gerade noch strahlenden Augen weicht der Gewissheit von trauriger Gleichgültigkeit. Einer von vielen Momenten, in denen stilles Schweigen verrät, wie unwichtig sie ihm in Wahrheit mittlerweile geworden ist. Ihre gemeinsame Zeit ist voller Belanglosigkeit, sodass er den Wert kleiner Gesten und Momente zwischen ihnen nicht vermisst. Es scheint, dass er den Wert von wahrer emotionaler Nähe vergisst. Die Kälte von ihm erzeugt einen tiefen Schmerz, der in ihr immer wieder zurückkehrt. Lieblos fühlen sich seine zufälligen Berührungen an, es ist eine Kälte zwischen ihnen, die sie in jedem Winkel des Raumes spüren kann. Das Desinteresse an ihren tiefen Empfindungen treibt die Kluft zwischen ihnen immer weiter voran, während sie kaum mehr Hoffnung auf Besserung empfinden kann. Jeden Tag ist sie sich dessen bewusst, er jedoch sieht den tiefen Riss nicht als Verlust. In besonders einsamen Momenten fragt sie sich, warum ihr Bedürfnis für ihn unsichtbar geworden ist. Manchmal schließt sie ihre Augen, wenigstens in ihren Tagträumen möchte sie an zarte Berührungen und kleine Aufmerksamkeiten von ihm glauben. Trübe Gedanken halten ihre Freude in diesen Augenblicken gefangen, denn er kann kalte Worte nicht in wahrhaftige Nähe wandeln. Er merkt nicht, wie sehr sie die Abwesenheit gefühlvoller, wertschätzender Worte verletzt, während er sich lieber alleine in einen anderen Raum setzt. Sie fühlt sich einsam und allein, fast als möchte er kein Teil ihres Lebens sein. Tag für Tag geht er belanglos an ihr vorbei, dabei wünscht sie sich nicht mehr als innige Zweisamkeit. Er würdigt ihr kaum mehr einen einzelnen Blick, da ihre Anwesenheit selbstverständlich für ihn geworden ist. Die emotionale Distanz in eigentlich schönen Momenten fühlt sich für sie unerträglich an. Das ist der Grund, warum der Zweifel an der Wahrhaftigkeit ihrer Verbindung mit der Zeit mehr an Bedeutung gewann. Während die Kälte der Jahreszeit irgendwann vergeht, bleibt sie zwischen ihnen unaufhaltsam bestehen.

Plötzliche, unerwartete Worte hallen durch den mit Kälte gefüllten Raum. Leise, emotionslos sagt er zu ihr: „Ich habe dir etwas mitgebracht“. Vor Überraschung hat sie einen Moment lang keinen Ton herausgebracht. Sie glaubt diesen Worten kaum, sie wirken wie ein längst gehegter, scheinbar unerfüllbarer Traum. Doch noch immer ist Leere zu spüren, die sich wie ein unausgesprochener Vorwurf von ihm anfühlen. Während er wortkarg keine Miene verzeiht, bemerkt sie, wie er ein rotes Geschenk ansieht. Er spricht Worte, nach denen sie sich lange sehnt, während sein Körper zusammengesunken am Fenster anlehnt. In der Art, wie er sie ansieht, merkt sie sofort, jegliches Gefühl in ihm ist momentan fort. Erneut keimt Hoffnung in ihr, sie möchte die Möglichkeit einer Chance trotz der Kälte nicht verlieren. Vielleicht hat er ihre innere Sehnsucht nach liebevollen Gesten endlich gesehen und kann die Kälte zwischen ihnen plötzlich verstehen. Er möchte die Leere ihrer Verbindung mit kleinen, durchdachten, liebevoll gestalteten Aufmerksamkeiten füllen, um die Kälte mit Wärme zu umhüllen. Er hält das Geschenk mit einer verzierten Schleife in der Hand. Es hängt eine kleine Grußkarte am Geschenkband. Für einen kurzen Moment glaubt sie, dass diese Geste sie beide mit einem liebevollen Gefühl verbindet, bevor mit dem Lesen der Worte auf dieser kleinen Karte auch die letzte Hoffnung in ihr verschwindet. Während sie die Worte auf der Karte nicht versteht, bemerkt er nicht, wie fragend sie ihn dabei ansieht. Ein Arbeitskollege hat ihm das Geschenk gegeben, doch er kann in der Geste keine Freude wahrnehmen. Da es bedeutungslos für ihn ist, zählte er es nicht zu seinem wichtigen Besitz. Er reichte es an sie weiter, denn ihn machte es nicht heiter. Sie beginnt zu verstehen, sie kann im Geschenk keine liebevolle, durchdachte Geste von ihm sehen. All die kleinen Details, die das Geschenk wunderschön machen, wurden nicht von ihm, sondern von einem fremden Menschen erschaffen. Enttäuscht kann sie zusehen, wie die Freude der vermeintlich liebevollen Aufmerksamkeit in der Flüchtigkeit einer unwichtigen Geste vergeht. Während er die Sehnsucht nach liebevollen Kleinigkeiten weiterhin nicht versteht. Unfähigkeit, die Wichtigkeit kleiner Details zu verstehen, führt zu ihrer Gewissheit, ihre Bedürfnisse werden niemals gesehen.

Als er ihre Traurigkeit bemerkt, denkt er in seiner Oberflächlichkeit nur an den geschenkten Wert. Die wahre Bedeutung eines Geschenks bleibt seiner Erkenntnis jedoch verwehrt. Er versteht ihre Traurigkeit nicht, weil er jeglichen emotionalen Wert vergisst. Sie spürt wieder Leere im Raum, denn all die liebevolle Mühe von ihm gab es kaum. Sie steht nachdenklich am Fenster und weiß, sie muss gehen, nur in der Ferne kann sie wahre Zweisamkeit bei einem anderen Mann wiedersehen. Sie fragt sich, ob sie noch einmal wahre intime Nähe findet, während er in den Nebenraum verschwindet. Fest glaubt sie daran, irgendwann wird ihr Wunsch nach einer echten tiefen Verbindung in Erfüllung gehen. Das Bedürfnis nach einer Beziehung mit ihm wird sie hingegen nie wiedersehen. Hoffnungsvoll denkt sie an das, was vor ihr liegt, während sie lächelnd das gemeinsame Zuhause mit ihm für immer verlässt.

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