Leicht wie eine Feder

Vorwort: 

 

Das ist eine erste Version von diesem Text. In den nächsten Tagen werde ich ihn noch einmal minimal anpassen. Diesen Text habe ich vor ca. 2 Jahren begonnen zu schreiben. Ursprünglich wollte ich über das Gefühl, sich leicht und unbeschwert zu fühlen, schreiben. Mir sind nicht die passenden Worte eingefallen.  Oft hatte ich das Gefühl, dass dieser Text nie fertiggestellt wird. Auf diese Weise ist eine Akzeptanz der gefühlten Belanglosigkeit entstanden. Es schien, dass ich das Gefühl der Leichtigkeit verloren habe. In den letzten Jahren habe ich den Zugang zu meinen eigenen Wünschen teilweise verloren. Erst eine Veränderung in meinem Leben hat mich dazu gebracht, meinen eigenen Bedürfnissen wieder Aufmerksamkeit zu schenken. Über die Selbstfindungsphase, die wieder zur Lebendigkeit meiner eigenen Empfindungen geführt hat, möchte ich euch in diesem Text erzählen. 

 

Leicht wie eine Feder: 

 

Langsam, zaghaft betrete ich einen Ort, an dem ich schon lange nicht mehr war. Nur in meiner Erinnerung sind die Momente voller Unbeschwertheit und gemeinsamen Lachen gerade greifbar. Suchend nach Lebendigkeit blicke ich auf den ruhenden See, diese Stille kann ich noch immer nicht verstehen. Lebendiges Lachen, wo mir bist du hin, warum können meine feinen Sinne diese Stimmen nicht mehr finden. Verzweiflung und Stille werden zu tiefer Einsamkeit, die wegen fehlender Anwesenheit niemand außer mir selbst begreift. Ein plötzliches, leises Geräusch erregt für einige Zeit meine gerade noch gefesselte Aufmerksamkeit. Hecktisch, dennoch freudevoll, schwingen meine Augen hin und her, die Neugier fällt mir in diesem Moment nicht schwer. Viele Blicke richten sich auf die Bäume, die neben mir zu finden sind. Das ist ein Moment, an dem der Wunsch nach Umarmungen wieder beginnt. Hoffnungsvoll frage ich mich, ob das freudige Lachen gleich wieder erklingt und mir wieder Glücksgefühle bringt. Die fehlende Sicht darauf, was hinter dem Gebüsch zu finden ist, weckt Erwartungen in mir. So sehr fehlt die Umarmung von dir. Hoffnung keimt, wenn die Nähe und Unbeschwertheit greifbar scheinen. Doch die Illusion der Anwesenheit kann nur für kurze Zeit wahrhaftig sein. Das Bewusstsein der wirklichen Realität holt mich immer wieder ein. Es kann nicht euer Lachen sein. Einen Moment lang spüre ich den Drang, in die Richtung des Geräusches zu gehen, kurz darauf kann ich ein Tier den Ort verlassen sehen. Die Hoffnung vergeht, als ich verstehe, dass ich das Glück des freudigen Lachens gleich nicht vernehme. Der Wunsch, der aus Sehnsucht nach Glück geboren ist, erlischt. Die Stille des ruhenden Sees zeigt meinem Gemüt, dass dieser Ort nichts als Einsamkeit verspricht. Nun kann ich es verstehen, die Wahrheit vor meinen Augen wieder sehen. Es war nur der Wunsch nach Nähe, nicht jedoch die Wahrhaftigkeit, die zu meinen Gedanken spricht, weshalb mein Sinn für die Realität für einen Moment nicht greifbar für mich ist. Als ich das verstehe, muss die Illusion meiner Gedanken wieder vergehen.

Meine Aufmerksamkeit wird gefesselt von der Traurigkeit fehlender Anwesenheit. Gedankenversunken merke ich nicht, wie meine Füße den Steg am Rande des großen Sees betreten. Es scheint, meine Gedanken können weg von diesem Ort schweben. Die Zeit rinnt an mir vorbei, als würde die Lebenszeit für mich nicht mehr sichtbar sein. Die Gedanken an Stille und Einsamkeit lassen mich nicht los, wo bleiben die farbenfrohen Momente meiner Gefühle bloß. Leichtigkeit, vor einiger Zeit warst du so greifbar, nun ist die Freude der schwerelosen Momente so unbegreiflich schweigsam. Die Traurigkeit verlorener gemeinsamer Momente fühlt sich besonders in so frühen Morgenstunden bitterkalt an. Sie ist begründet in der fehlenden Sicht auf Wünsche und Bedürfnisse, die mir wichtig sind. Das ist der Grund, warum nach und nach das Gefühl für mein eigenes Glück verschwand und ich nur noch Einsamkeit fand.

Meine leicht bedeckten Beine gehen immer weiter den einzigen Weg über das Wasser entlang. Ein leises Knacken der Holzbretter unter meinen Schritten erklingt, während meine Füße am Ende des Stegs angekommen sind. Zahlreiche Blicke gleiten orientierungslos über die Weiten des scheinbar leblosen Sees, bis meine Augen den Anblick einer weißen kleinen Feder sehen. Noch immer bin ich ahnungslos und unwissend, welche Sehnsüchte diese leichte Feder in mir weckt, dennoch hat mein Interesse sie entdeckt. Voller Fragen verharre ich einen kleinen Moment, damit meine Wahrnehmung das erste Mal seit langer Zeit mir selbst etwas Aufmerksamkeit schenkt. Die Sicht meiner geschärften Sinne blickt auf mein Ebenbild, das die glatte Oberfläche des spiegelnden Wassers vor mir kreiert. Davon inspiriert beschäftigen einige Fragen meinen Verstand, die in diesem Augenblick einen Weg in mein Bewusstsein fanden. Können meine Augen überhaupt noch sehen? Kann meine Wahrnehmung noch die Bedeutung meiner Wünsche verstehen? Lange dachte ich, das Ziel meiner Suche wird ein Schatten sein, doch jetzt glaube ich, dass bald neue Leichtigkeit in mir keimt. Neugier löst die Starre meiner Gedanken auf, meine Gefühle nehmen plötzlich einen ganz neuen Verlauf. Mit Bedacht greift meine Hand nach der Feder, die auf dem Boden vor mir liegt. Der Gedanke daran, wie die Feder in den Lüften fliegt, ergreift mich. Den Anblick genau dieser Leichtigkeit vermisse ich. Behutsam platziere ich die winzige Feder auf der Fingerspitze. Die Feder tanzt leicht hin und her, sie wanken auf meinem Finger so sehr. Ihre zarten Haare schwingen, als könnten sie nie eine starre Haltung finden. Die Leichtigkeit ihrer sanften Bewegungen gefällt mir sehr, doch ich denke, da geht noch viel mehr. Fast kein Wind ist zu spüren, doch nicht nur der Wind kann zum erneuten Flug in die Weiten der Natur führen. Meine Lungen füllen sich mit Luft. Das leichte Hauchen meiner Atemluft trifft sie nicht mit voller Wucht. Sanft erhebt sich die Feder, ihr Flug wirkt so leicht, als könnte das jeder. Sie fällt nicht auf den Boden, sondern gleitet fast schwebend eine kurze Zeit lang oben. Irgendwann schwebt sie voller Leichtigkeit nach unten, wo meine Hand sie wieder behutsam auffangen kann. Ihr Flug wird von meinem Wunsch nach Lebendigkeit geschaffen, dennoch ist die Art ihrer Bewegungen für mich unvorhersehbar. Sie schwebt durch die Luft, gemeinsam mit der herrlichen Frühlingsluft. Als wäre sie mit ihrer Leichtigkeit vollkommen vereint, kann sie wunderschön in ihren zarten Schwingungen sein. Ein kleiner Windhauch reicht aus und sie schwebt weiter tanzend in die Welt hinaus.

Durch die Erkenntnis kann ich wie diese Feder sein, unbeschwert und mit der Freude für mein Leben vereint. Wie diese Feder tanze ich durch den Tag, auch wenn der Tag noch so grau und trüb sein mag. Mein Leben ist schön, das kann ich jetzt auch in einsamen Momenten wieder sehen. Für diese Erkenntnis musste ich durch eine Phase des Zweifels gehen. Erst dann konnte ich mich selbst wieder verstehen. Nur im Einklang mit meinen eigenen Empfindungen kann Glück spürbar sein, es ist nicht nur mit anderen, sondern auch mit mir selbst vereint. Viele Jahre habe ich gebraucht, um zu verstehen, dass Glück nicht immer als Geschenk anderer Menschen zu verstehen, sondern als Teil von mir selbst zu sehen. Mit sich selbst im Reinen kann wieder neue Zufriedenheit in traurigen Momenten keimen. Durch die Klarheit kann ich die Ruhe als Chance für Wachstum empfinden, anstatt sie als Leere und Sinnlosigkeit in meinem Inneren zu finden. Es gibt nichts Schöneres als ein wahrhaftig glückliches Lachen, doch dafür muss man manchmal einen Schritt nach vorn in der Selbsterkenntnis machen. Veränderungen können nicht nur Schmerz bringen, sondern manchmal mehr Nähe zum eigenen Selbst vollbringen. Voller Lebenslust berühren meine Finger die stille, noch bewegungslose Wasseroberfläche. Wellenförmig wandert die Berührung den See entlang. Das ist der Moment für einen ganz neuen Anfang.
 

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