In meiner Vergangenheit habe ich mich tiefgründig mit der Selbstwahrnehmung und Intensität von Gefühlen beschäftigt. Das hat einen Grund. Heute möchte ich euch erzählen, warum ich angefangen habe, mich dafür zu interessieren. Man könnte sagen, darauf aufbauend ist meine Leidenschaft zum Schreiben gefühlvoller Texte entstanden. In dieser Zeit habe ich sehr viel über mich selbst, aber auch über andere Menschen gelernt. Es waren bedeutungsvolle Erkenntnisse dabei, die ich daraus lernen konnte.
Schon früh habe ich wahrgenommen, dass viele Menschen gewisse Sätze immer wieder zu mir sagen. Schon in meiner Kindheit und Jugend habe ich Sätze wie „Du musst das Gefühl loslassen“ oder „Manche Menschen sind halt so“ gehört, wenn ich über die Intensität meiner Gefühle gesprochen habe. Doch in den letzten ca. 6 Jahren habe ich begonnen, mich intensiver damit zu beschäftigen. Vor meinem Umzug im letzten Jahr hatte ich eine sehr schwierige Nachbarin. Leider konnte ich ihr nicht aus dem Weg gehen. Ihre Kommunikation mir gegenüber war durchweg negativ und herablassend. Es war mir oft sehr unangenehm, ihr zu begegnen. Sie hat zügig gemerkt, dass mich ihre herablassende Art emotional verletzt. Scheinbar hat es ihr Freude bereitet, denn sie hat meine emotionalen Reaktionen gezielt getriggert. Irgendwelche Namen werde ich an dieser Stelle nicht nennen. Es geht um Verhaltensmuster und nicht um das negative Darstellen von anderen Personen. Nicht nur ich habe das herablassende Verhalten von besagten Bekannten erfahren, sondern auch andere Personen. Eine dieser Personen nenne ich Person 1. An einem Tag ist Person 1 ebenfalls mit dem herablassenden Verhalten besagter Nachbarin konfrontiert worden. Person 1 hat kurze Zeit später das Gespräch mit mir wie folgt begonnen: „Du glaubst nicht, was die Nachbarin mir gerade wieder gesagt hat“. Die Worte, die die Person 1 mir dann mitteilte, waren in einer ähnlichen Art und Weise herablassend, wie in einem der Gespräche zwischen der Nachbarin und mir zuvor. Person 1 drehte sich um, zuckte kurz mit den Schultern und sagte „solche Menschen kann man nicht ändern. Die muss man reden lassen. Du darfst das nicht immer so nah an dich heranlassen“. Da war also wieder mein „Lieblingssatz“. Person 1 drehte sich um und an dem Verhalten merkte ich, wie diese negative Begegnung keinerlei Einfluss mehr auf die Fröhlichkeit des aktuellen Moments hatte.
Es hat mich fasziniert, denn Person 1 schien die Emotion tatsächlich losgelassen zu haben. Innerhalb weniger Minuten, während ich für denselben Prozess deutlich länger benötige. Es war faszinierend für mich, wie dieselbe Situation von unterschiedlichen Menschen (Person und mir 1) so unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet wurde. Meine Gefühle waren so intensiv vorhanden, dass ich einige Zeit gebraucht habe, um das stark herablassende Verhalten zu verarbeiten. Person 1 zuckt kurz mit den Schultern, redete darüber und konnte mit dem Alltag ganz normal weiter machen. Ich habe an dieser Stelle Person 1 gefragt, wie so schnell damit abgeschlossen werden konnte. Die Person sagte: „Du kannst diese Person nicht ändern. Mach dir nicht immer so viele Gedanken. Einfach weiter machen“. Zugegeben, ich habe diese Antwort nicht verstanden, denn wie intensiv Gefühle wahrgenommen werden, sucht man sich nicht aus. Auch mein Versuch, meine tiefgreifenden Gefühle zu vermitteln, hat kein Verständnis bei Person 1 hervorgerufen. An diesem Punkt wurde mir klar, dass diese Person meine Art, Gefühle wahrzunehmen, nicht kennt und daher nicht verstehen kann. Das ist einer von vielen Momenten, an denen ich begriffen habe, wie unterschiedliche Menschen Gefühle wahrnehmen, empfinden und verarbeiten.
Natürlich habe ich die negativen Gefühle, die auf der Begegnung basierten, auch abschütteln/verarbeiten können. Dieser Verarbeitungsprozess dauerte bei mir deutlich länger. Heute ist mir bewusst, dass Emotionen bei mir deutlich länger nachhallen und andauern, als es bei anderen der Fall ist. Diese Gewissheit konnte ich auch aus Gesprächen und Verhalten nahestehender Personen vertiefen. Meine oben genannte Nachbarin hat mich jedoch auf eine seltsame Weise beim Lernen von Gefühlsverarbeitung unterstützt. Heute fällt es mir deutlich leichter. Ich kann einen gewissen Lerneffekt feststellen. Manchmal passiert es jedoch immer noch, dass mir Gefühle den Schlaf rauben, weil ich es nicht schaffe, sie rechtzeitig loszulassen. Scheinbar verarbeite ich nicht nur Wahrnehmungen und Eindrücke tiefer, sondern auch Emotionen. Jedoch habe ich diese Charaktereigenschaften an mir akzeptiert. In der Welt gibt es so viele emotionslose Menschen, da erscheint es als ein Geschenk, tiefe Emotionen empfinden zu können. An dieser Stelle möchte ich jeden Menschen dazu animieren, verständnisvoll mit Menschen umzugehen, die Gefühle länger und stärker wahrnehmen. Wir sind alle unterschiedlich und sollten verständnisvoll aufeinander eingehen.
Besonders schwer ist es für mich, damit umzugehen, wenn andere Personen sagen. „Du darfst das nicht so an dich heranlassen.“ Diesen Satz mag ich absolut nicht. Denn es signalisiert, dass diese Personen absolut nichts von tiefen Gefühlsverarbeitungen verstehen. Menschen, die Gefühle intensiv wahrnehmen, haben keinen Gefühl aus Knopf. Wenn ich Menschen begegne, die mir diesen Satz sagen, reagiere ich mit meiner Art von Humor. Manchmal sage ich zu ihnen „Weißt du, ich habe versucht, einen Handwerker zu finden, der mein Gefühl aus Knopf verbessern kann." Aber immer dieser Handwerkermangel. Die meisten Menschen verstehen nicht, was ich ihnen damit sagen möchte und schauen mich irritiert an. Der innere Drehregler für Emotionen benötigt aufgrund der tiefen Gefühlswahrnehmung bei manchen Menschen länger, als bei Menschen, die Gefühle oberflächlicher wahrnehmen. In solchen Momenten habe ich mich zutiefst unverstanden gefühlt. Wie tief man Emotionen empfindet und verarbeitet, ist keine bewusste Entscheidung. Bei mir ist diese Eigenschaft angeboren und nicht erworben. Solange ich denken kann, ist es immer so gewesen.
An dieser Stelle muss ich allerdings sagen, dass ich in den letzten Jahren Techniken gefunden habe, die mir dabei helfen. Mittlerweile komme ich gut damit klar.
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